Sportler denken sich zuweilen merkwürdige Hindernisse aus, um sich selbst und Dritte vor Herausforderungen zu stellen. Da rennen sie beispielsweise im Stadion im Kreis und sind nach einer Runde exakt wieder am Ausgangsort, so dass Raumgewinn nicht verzeichnet wird. Nichtsportler werden das vermutlich nie verstehen oder auch offen als Unfug abtun.
Mir wäre glatt nach einem umfänglichen Exkurs über Berge, auf die warum geklettert wird? Schlicht, weil sie da sind. Oder eine Kurzgeschichte des Triathlons, wo 3,5 km schwimmen in offener See, 180 km Rad fahren in schattenlosem Gelände und zur Belohnung die lockeren 42,195 km eines Marathons den Hawaii Triathlon (DEN Ironman) ergeben. Aber das würde noch weiter weg vom Thema führen.
In der Sportart Bürger fernhalten sind nationale wie lokale Ausrichter über die Jahre schon auf viele grandiose Ideen gekommen. Sehen Sie das Wort grandios vor dem inneren Auge in Anführungszeichen, könnte ich es Ihnen nicht verdenken. Ich empfinde ebenso, fände es aber gerade optisch unschön, ein einzelnes Wort quasi zur Strafe in diese Doppelbalken einzukerkern.
Was meine ich damit? Gehen Sie aus Spaß einmal um das [neue] IHK Gebäude, zählen sie die Türen, die das Gebäude von der Intention her eigentlich transparent, einladend und gut zugänglich machen sollten. Und dann zählen Sie die offenen Türen. Den mich traurig machenden Quotienten kann ich bis zur Kenntnis neuer Gründe nur mit zwei Argumenten erklären: 1) Faulheit von Hausmeistern. Daran glaube ich aber nicht. Die meisten Hausmeister, die ich bislang kennengelernt habe, sind freundlich – notfalls im berliner Sinne – und hilfsbereit. Außerdem würden sie nie systematisch gegen eine Anweisung zur Öffnung aller Türen verstoßen. Also bleibt 2) Die so kundenabgewandte wie auch ökonomisch nicht schlaue Anweisung von wem auch immer, das so zu tun. Denn wozu wurden viele Türen geplant und eingebaut? Damit viele Menschen das Haus mit Leben füllen. Vielleicht ist es ein Komplott der Türen- und Schilderindustrie? Immerhin wird an jeder Tür ein Schild benötigt, dass es hier nicht rein geht. Ausgaben für funktional nicht benötigte Tür plus Schild für die Katz. Ach ja, Sicherheitsbedenken könnten auch angeführt werden. Der moderne Terrorist geht bestimmt nur in Häuser mit mindestens 6 Türen und immer nur da rein, wo kein Hausmeister mit Röntgenblick alles Gefährliche erkennt.
Und nun der Anlass meiner kleinen Türenphilosophie im Bilde samt ein paar Fragen. Die Fragen kann jeder putzig finden oder ernst nehmen, wie er oder sie mag. Ich hätte ehrlich gesagt gern Antworten aus dem Rathaus Tiergarten darauf. Vielleicht fühlt sich ja jemand zuständig? Herr Spallek wg. Bau?
- Was war der konkrete Anlass, die Tür des Rathauses Tiergarten mit diesem potthässlichen Gitter optisch zu verschlimmbessern?
- Was kostet den geneigten Steuerzahler Planung, Material, Einbau?
- Was sagt eigentlich der Denkmalschutz dazu?
- Warum glaubt wer, dass die Maßnahme positive Auswirkungen hätte?
- Wie werden die Glasscheiben hinter dem Gitter gereinigt? Oder ist Sauberkeit in Moabit eh nicht so wichtig?
Auf mich wirkt die Aktion vorsichtig ausgedrückt merkwürdig und nicht zu Ende gedacht. Nicht dass Sie mich falsch verstehen: Ich bin eh kein Freund dieses Gebäudes an diesem Platz, aber so sollte das Objekt nicht leiden…