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Rezension: Anders denken!

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oder: Warum ich bei der Lektüre mehr als einmal an SEO dachte.

Das mit „Warum die Ökonomie weiblicher wird“ subbetitelte 235-seitige Buch „Anders denken!“ des Ehepaars Uwe Jean Heuser und Deborah Steinborn aus dem Hanser Verlag las sich gut, interessant und sprachlich fein. Ich habe das Buch in Lücken wie Fahrten mit der BVG oder S-Bahn gelesen. Das mag eine ansonsten rezensionsübliche „ganzheitliche“ Einschätzung erschwert haben. Regelmäßige Leser hier kennen meine Abweichungen von festen Formaten bereits.

namensstarke Rückseite

Die 3 Namen des branchenüblich auf Verkaufsförderung zielenden Klappentextes sind mit Michael Naumann, Ann-Kristinn Achleitner und Anne Nelson prominent für verschiedene Zielgruppen. Addiere ich noch den Celebrity Faktor der von mir besuchten Vorstellung des Werks in der Alfred-Herrhausen-Gesellschaft, sehe ich da gut gesetzte Haken, um Aufmerksamkeit auch über den engen Kreis der sonst mit dem Genderthema befassten Menschen hinaus zu erzeugen.

fleissige Bienchen

Register aka Tagging

Das über den Daumen geschätzt 11 Seitenspalten lange Register enthält zahlreiche Namen und Begriffe, die ohne Schwerpunktsetzung einer SEO Agentur viel Arbeit bescheren würde. Anders gesagt haben die Autoren mit vielen namentlich genannten Menschen gesprochen sowie über viele Menschen und Firmen nachgedacht. Ob der Ansatz des Buches von der Beobachtung zur zusammenfassenden Theorie ging? Denkbar ist der Weg der Lektüre nach auch andersherum.

Bibliographie aka papierne Backlinks

Die Bibliographie empfinde ich mit 8 vollen Seiten bei eher kleiner Schriftgröße von einem Umfang, die reinen Fachbüchern auch gut zu Gesicht stünden. Drolligerweise hatte ich die Assoziation von einem linkbait, d.h. die Erwähnung einer Person oder Institution in der Hoffnung, ebenfalls eine Erwähnung zu erhalten. Das unterstelle ich nicht als Motiv, sah jedoch eine weitere Parallele, die zwischen Totholzindustrie (Buchdruck) und dem Web besteht.

Begriff der Ökonomie

Die Liste der bei mir im Gedächtnis gebliebenen Personen und Geschichten hat eine Gemeinsamkeit, die mir den Begriff der Ökonomie gefühlt zu stark auf unselbständige Arbeit in hierarchisch organisierten Unternehmen fokussierte. Das mag zahlenmäßig noch mehrheitlich so sein, scheint mir aber einige wichtige Parameter des Jetzt zu wenig in Frage zu stellen. Selbständige, Freiberufler, Künstler als existierende Erwerbsformen sowie denkbare neue Formen wirken in meinen Augen unterschätzt als Wachstumstreiber bzw. Hefe neuer Entwicklungen. Mir ist bewusst, dass dieser Punkt in Bezug auf das vorliegende Buch eher ein Jammern auf hohem Niveau darstellt.

Geschichte des Feminismus

Ich bin froh, dass nicht der Versuch unternommen wurde, die Geschichte des ökonomisch betrachtenden Feminismus in allen Verästelungen abzubilden. Ein mehr an Diktion Lehrbuch hätte dem Leser mehr Trockenheit beschert, als das spannende Thema Ökonomie verdient hätte. Also auch danke dafür.

Kapitelnamen

Die Kapitelnamen stellen für mich mehr Bezeichnungen von Geschichtenclustern dar als hintereinander abgearbeitete Teile eines roten Fadens. Als Blogger stören mich viele kleine Geschichten an Stelle eines durchdeklinierten Plotts nicht. Vielleicht habe ich auch den berühmten Wald vor Bäumen nicht gesehen, wenn mir gelegentlich der rote Faden im konstruktiv feministischen Buch abhanden kam.

Sprache

Sprachdiamanten

Das gemeinsam erarbeitete und geschriebene Buch verwendet gelegentlich die Wortkombination „die Frau von uns“ bzw. „der Mann von uns“. Das ist so schön formuliert, dass ich der Formulierung Nachahmung wünsche. Putzigerweise habe ich dabei im Ohr, dass eine besonders freundliche Verkäuferin eines Straßenmagazins in der berliner U-Bahn sich mit ihrem Verkaufssprüchlein seit Jahren durchaus mit Erfolg an „die eine oder den anderen“ wendet.

häh?

„…, im Business-Kostüm mit kurzen Haaren und…“ Ein paar Mal im Buch wird auf die Optik von Businessfrauen eingegangen, ohne dass ich darin einen Beitrag zur Erhellung des Themas erkannt habe. Ich frage mich, ob bei größerer Zahl männlicher Gesprächspartner diese auch solche Aufmerksamkeit für Äußerlichkeit erhalten hätten? 😎

Versuch eines Fazits

Entschieden Sie sich für das Buch, erhielten Sie viele klug zusammengetragene ausgewählte Anekdoten und Gedanken gebündelt, die helfen könnten, eigene Gedanken zu ergänzen, um prosperierende Wirtschaft zu einem Ding zu machen, die Frauen und Männer gemeinsam angeht. Intellektuelle Scheuklappen und weinerliche Betroffenheit haben Sie bei der Lektüre nicht zu befürchten.

P.S. Der Titel „Anders denken!“ hatte für mich als Betreiber der Aufbauagentur eine besondere Attraktion…

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