Kontroversenblogger – wider den Konsenszwang

Problem Lösungsüberschuss

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Es gibt vor und rund um die Entwicklung komplexer Produkten wie Software Techniken, mit einiger Wahrscheinlichkeit das herzustellen, was Nutzer brauchen. Blöderweise scheint das aber mäßig relevant zu sein.

Ich deute das mal im Bereich Textverarbeitung an.

Würde man die realen Anforderungen der Hälfte aller Nutzer aufnehmen, sortieren und und um exotische Wünsche bereinigen, käme als Lösung vermutlich etwas wie der einfache Editor von Windows heraus. Anforderungsmanagement wäre die Vokabel für diesen theoretisch nützlichen Prozess.

Dann beginnt in dieser Realität – oft und aus lediglich vermeintlichen Marktgründen – ein sich gern hochschaukelndes anforderungsloses Überbieten von Herstellern. Sprich es werden um die Wette immer weiter Lösungen und Features eingebaut, von denen immer mehr Leute überrollt werden. Mir fällt dazu das Wort Lösungsüberschuss ein.

Einen Schritt weiter im Sinne von Bedienungskomfort und Features als den Windows Editor könnte man Abiword ansiedeln. Der kann gefühlt alles, was mehr als 2/3 aller Nutzer jemals brauchen werden. Dieser Editor ist Teil der one laptop per child Initiative.

Es gibt mit ODT auch so etwas wie eine internationale Norm für das Format von Textdateien und damit eine breite Basis für das, was sehr viele Leute von einem Texteditor erwarten dürfen, um problemlos Dateien untereinander tauschen zu können, ohne den selben Editor nutzen zu müssen. Umgesetzt haben das neben Abiword in schlank in etwas üppiger noch OpenOffice sowie Libreoffice.

Und dann kommt ein Unternehmens wie Microsoft, das einen Editor wie Word mit Features anreichert, die nicht von ODT unterstützt werden. Die braucht bestenfalls eine verschwindende Minderheit von Nutzern von Texteditoren. Durch die weite Verbreitung dieses Editors, die ich mir inzwischen bestenfalls mit diskutablen Geschäftspraktiken erklären kann, ergibt sich nämlich das Problem, dass die Freiheit zur Wahl zwischen Editoren ausgehebelt wird. Ich mag das nicht.

Den selben Mechanismus von Lösungsüberschuss gibt es übrigens auch in anderen Bereichen. Den Mut, mal das sättigende leckere Butterbrot als Lösung zu nehmen, statt auf die 200. Variante von Pizza zu warten, bringen nicht alle auf. Kinder sind übrigens bis zu einem bestimmten Alter pfiffig genug, die nicht notwendigen Zutaten von der Pizza zu pulen, die ein Marketingmann da als Geistesblitz raufdefiniert hat.

Abiword, OpenOffice und LibreOffice sind übrigens legal lizenzkostenfrei.

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