Kontroversenblogger – wider den Konsenszwang

Kostenloser Versand?

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Liegt es an meiner Wahrnehmung, dass immer mehr Internethändler „kostenlosen“ Versand anbieten? Oder ist das wirklich so? Ist nur die mäßig originelle Werbung (billiger, schneller, bekloppter) noch schriller geworden und dringt dadurch häufiger als zuvor in meiner Wahrnehmung durch? Eigentlich wurscht für meine Überlegungen zum Thema.

Es gibt keinen kostenlosen Versand!

Irgendwer zahlt immer drauf. Dass der einzige nicht Zahlende der Verursacher einer Bestellung sein soll, scheint mir mit überliefertem Rechtsgrundsatz schwer vereinbar. Vermutlich ist das ein Kern dieses gefühlten Unfugs. „Wir legen das System rein und zahlen für eine in Anspruch genommene Leistung vorsätzlich nicht.“ Wenn ich überlege, dass jeder Zaunüberwinder am berliner Olympiastadion, der Hertha BSC mal spielen sehen will, wegen Erschleichung einer Dienstleistung angezeigt wird, kratze ich mich am Kopf.

Darf ich mal aufzählen, wer bereits auf den ersten Blick draufzahlt, damit eine Hand voll tendenziell steuervermeidender Händler reich werden?

  1. Stationärer Handel
    Der Fachhandel hat es schwer. Wie sollen sie ihre Mieten erwirtschaften, wenn die Leute nahezu alle Produkte (für mich besonders seltsames Beispiel: Suchtreffer für Kartoffelversand) im Netz kaufen? Und gegen Lockangebote, wo der vermeintlich kostenlose Versand nur die Kirsche auf der Schlagsahne auf der Torte ist, ist kein Ankommen. Die gleichen Leute, die das in Anspruch nehmen, krähen vermutlich am lautesten über den Niedergang z.B. der Turmstraße in Moabit.
  2. Paketausfahrer
    Es wäre mal interessant, wie viel Stunden Paketausfahrer real arbeiten, um immer größere Mengen gesellschaftlich subventionierter Pakete auszufahren. Interessant wäre auch, wer von denen wenigstens den gesetzlichen Mindestlohn erzielt. Vom politisch massenhaft geduldeten Phänomen offensichtlicher Scheinselbständigkeit möchte ich lieber nicht anfangen. Jedenfalls nicht Namen von Firmen mit guten Rechtsanwälten nennend…
  3. Steuerzahler Ein nicht geringer Teil paketfahrender Menschen dürfte zu den so genannten Aufstockern gehören. Das heißt, der Steuerzahler subventioniert dauer- und massenhaft, dass die Arbeitgeber die so mies bezahlen, dass sie Anrecht auf staatliche Unterstützung haben.
  4. Radfahrer Da das Ausladen von Dingen, die gesunde Menschen auch auf dem Heimweg irgendwo kaufen könnten, zumindest in Innenstädten ein Massenphänomen ist, werden Radwege auf Teufel komm raus zugeparkt. Die vom gemeinen Falschparker ausgehende Gefahr durch den Zwang zum Slalomfahren zwischen Radweg und Autospur dürfte irgendwann zu Verletzten und Toten führen, falls es das nicht sogar schon gegeben hat.
  5. Umwelt Der Fuhrpark, der Millionen von Paketen bis in die letzte Gasse unserer Städte und Gemeinden bringt, dürfte einiges an Dieselruß in die Luft blasen. Darüber hinaus werden tonnenweise eigentlich nutzloses Verpackungsmaterial erzeugt, durch die Gegend kutschiert, um sehr zeitnah die Mülltonnen zu befeuern. Neben Karton und Papier kommt da auch gefühlt immer mehr Kunststoff in Form z.B. von Folie und Styropor zum Einsatz, um immer wurffestere Pakete zu haben. Dass die auch notwendig werden, weil immer frustriertere Menschen die sortieren und transportieren, scheint auch vielen Menschen herzlich egal zu sein.

Ist der nur vermeintlich kostenlose Versand das alles plus von mir übersehene Nachteile wirklich wert?

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