Kontroversenblogger – wider den Konsenszwang

Tage der Moabiter Schulen – Fragen und Anmerkungen

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Intro

Zahlreiche staatliche Programme stehen in einem schwer auflösbaren Spannungsfeld. Es gibt auf der einen Seite jedem Bürger offensichtliche Bedarfe. Auf der anderen Seite gibt es eine Bürokratie, die aus einem Kiez einen Aktionsraum oder eine Förderkulisse macht. Mitarbeitswillige [private] Akteure werden schon mal kollateral zu Statisten einer Mitbestimmungsmaschinerie, an die man mehr als nur ein Fragezeichen setzen könnte.

Bildungsnetzwerk Moabit

Eltern sehen: Hose kaputt. Also: flicken oder neue kaufen. Bürokratie sagt: Wir haben irgendwann mal gesagt, dass wir im Jahr x Euro für Kleidung eingeplant hatten. Um – aus übergeordneten Gründen – zu beweisen, dass die Lektüre im inzwischen antiken Kaffeesatz richtig war, muss die Summe x nun „mit Projekten untersetzt werden“. Das ist schon mal weg von der pragmatischen oder politischen Sinnfrage hin zur leichten Handhabbarkeit und aus meiner Sicht: ein Problem.

Denn aus der nicht nur von mir (?) gefühlten Selbstverständlichkeit, dass Schulen, Eltern und zukünftige Schüler für Grundschulen und für Oberschulen sich in einem geordneten Prozess kennenlernen sollten, wird ein Projekt gemacht. Das wird nicht von den Schulen oder vom Bezirk aus normalen Mitteln finanziert und damit kontrolliert, obwohl es dort wohl gut hingehören könnte. Aber egal.

Ich schaue jetzt mal auf das, was mir als Quartiersrat und einigermaßen engagiertem Vater auf den Tisch geflattert ist.

Webseite

Ausschnitt webseite

Ausschnitt Webseite

Hübsches Design. Allerdings für Suchmaschinen ob des häufigen Einsatzes von darüber liegenden Bildern u.a. Sie vermutlich langweilenden technischen Details eher nicht so durchschlagskräftig. 5,04 von 100 Punkten beim Test mit Seitwert finde ich eindeutig.

Flyer

Das selbe nette Design wie die Webseite. Ein Gefühl beschleicht mich, dass für einen Vergleich von Schulen die gute alte Tabelle auch nützlich gewesen wäre. Aber stylish ist vielleicht wirklich wichtig heutzutage, auch wenn ich das Format etwas unübersichtlich finde. Einsprachigkeit könnte man übrigens auch mit einem Fragezeichen versehen…

Wording

Ein im Kiez nahezu durchgängig James-Krüss-Schule genannter Ort wird – ganz korrekt aber für eine Reihe von Menschen unverständlich – so bezeichnet: Erste Gemeinschaftsschule Berlin-Mitte (Grundschulteil). Nö. Auch wenn es der Auftraggeber womöglich liebt.

Immerhin gibt es einen Hinweis auf die Fusion zweier Grundschulen unter Nennung beider alten Schulnamen. Respekt für dieses manchem im Bezirk gerade fehlende Fingerspitzengefühl. (mein Beitrag dazu)

Öffnungszeiten

Zahlreiche Angebote liegen ausschließlich am Vormittag. An einem Wochentag. Oder auch Werktag genannt.

Weiterführende Fragen

  1. Sollen nur Menschen mit Tagesfreizeit da hinkommen oder sind auch Menschen in Lohn und Brot willkommen, ohne sich einen [halben] Tag frei nehmen zu müssen?
  2. Was ist wichtiger bei solchen Veranstaltungen: Das Abwickeln zu normaler Unterrichtszeit oder das Erreichen möglichst vieler Eltern inklusive der so genannten Bildungsnahen, die nicht immer Zeit haben? Immerhin wird in Reden gern mal betont, dass diese Schicht sooo wichtig für Moabit wäre. Also wohlan!
  3. Gehört eine solche Aufgabe wie die Tage der Moabiter Schulen nicht im Sinne von Zukunftssicherung in die Hand der bezirklichen Bildungsverwaltung?
  4. StadtMuster GbR Agentur für urbanes Leben hat u.a. Webseite und Flyer gemacht und wird dafür bezahlt. Quartiersmanager haben daran hängende vorbereietende Verwaltungsaufgaben satt auf dem Tisch und werden dafür bezahlt. Was präzise ist eigentlich der nicht von der lokalen Verwaltung und den Schulen darstellbare Nutzen für den Kiez bei nur teilweise auf den ersten Blick sichtbaren Kosten?

Guter [Quartiers]Rat ist teuer

Ich bin derzeit noch Quartiersrat in Moabit-West. Demnächst stehen Neuwahlen dazu an und ich frage mich: Soll ich erneut kandidieren und das aus meiner Sicht an vielen Stellen reform- oder änderungsbedürftige System eines nicht mal auskömmlich finanzierten Quartiersmanagements weiter mittragen? Oder soll ich mich stärker auf die Kontrolle von außen durch meine journalistische Arbeit als Blogger konzentrieren?

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