Kontroversenblogger – wider den Konsenszwang

Petitionen Lanz und Diskurskultur

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Markus Lanz und ich

Ich sehe Markus Lanz als jugendliches Gesicht des nicht ganz so jugendlichen ZDF eher selten. Das liegt nicht nur an der späten Sendezeit für sein Getalke und mein Desinteresse am für mich veralteten Productplacementformat Wetten Dass. Ich mag seine Art des Gesprächs nicht. Er erinnert mich an den in meinen Augen unangenehm aufdringlichen Michel Friedmann. Das nur vorweg.

Markus Lanz und Sahra Wagenknecht

Nicht zum ersten Mal soll Herr Lanz nicht so feinfühlig den richtigen Ton – dieses Mal im Gespräch mit Sahra Wagenknecht – getroffen haben. Ich habe auch das verpasst.

Markus Lanz und das Web

Anders als in alten Zeiten, wo sehr weite Mehrheiten der Bevölkerung an die Institution Fernsehen und sein halbgottähnliches Personal geglaubt haben und die höchste Form der Kritik ein maschinengeschriebener Leserbrief war, geht es heute schon mal bunter zu. Es gibt [web]öffentliche Petitionen, die sich der „causa Lanz“ annehmen

Lanz muss weg

Petition Maren Müller (?): gehen

Lanz muss bleiben

Petition Christopher Lauer (Pirat): bleiben

Wir und Kritik

Ich habe in den letzten Jahren innerlich ein bis drei Zweifel an der deutschen Diskurskultur in „den Medien“ (Was immer das sein soll.) gesammelt. Dabei scheint es eine von Journalisten geduldete bis inszenierte Zweiteilung des Diskurses zu geben, der nur noch Vordefiniertes abbildet und nicht mehr abwägend gestaltet. Die beiden in meinen Augen zu weit verbreiteten Formen sind:

Alles ist toll

Im von „oben“ kommenden wird nicht selten vorbehaltlos das Tolle gesehen. Objektiv betrachteter Stillstand wird sprachlich zu Stabilität umgedeutet. Die politische bzw. journalistische Faulheit oder Dummheit, mehr als eine Position zu untersuchen, führt zu behaupteter Alternativlosigkeit bei Antworten auf eigentlich höchst offene Fragen. Die reinste Ausprägung davon kommt durchaus dem nahe, was früher Hofberichterstattung hieß. Die Verortung zu bestimmten Verlagshäusern, Sendern oder Journalisten nehmen sie bitte selbst vor. Springer halte ich hier jedoch für verdächtig.

Alles ist doof

In verdammt Vielem wird vorbehaltlos das Doofe gesehen. Die Verwendung falscher Vokabeln überdeckt in echter oder gespielter Empörung möglicherweise enthaltene Argumente. Was einer Minderheit unagenehm ist oder ungefragt sein könnte, wird lauthals angeprangert oder am besten gleich verboten. Ich halte auch das für einen prima strukturkonservativen Beitrag, sich nicht wirklich offen wichtigen Fragen zuzuwenden. Die Verortung zu bestimmten Verlagshäusern, Sendern oder Journalisten nehmen sie auch hier bitte selbst vor. Den Spiegel halte ich hier jedoch für verdächtig.

Und nun?

Der Teil zwischen blindem Hurra und aufgeregtem Pfui der jeweiligen Parteigänger und ihrer Schreiberlinge kommt mir nicht selten zu kurz. Eine pro-und-contra-Liste mit mehr als 5 Punkten ist per Definition offenbar zu komplex, um das aufzugreifen und als Inhalt anzubieten. Echter Diskurs scheint mir deshalb im politischen Raum zunehmend außerparlamentarisch stattzufinden und den Massenmedien bröckelt die über Jahrzehnte geduldig konsumierend bespaßte Masse auch zusehends weg. Ich halte es daher für keinen Zufall, dass manche Debatte eher auf Blogs, twitter, googleplus oder facebook stattfindet. Reicht Ihnen das?

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