Zeitpunkt
TV-Nutzer haben vielleicht einen Spot von poco Domäne mit lässigem Sitz von Frau Katzenberger auf einem großen „19%“ gesehen, der dem Zuschauer etwas von geschenkter Mehrwertsteuer bis zum Jahresende verspricht. Rund um diese Aktion denke ich mal ein wenig herum.
Ich war eher ausnahmsweise Kunde von poco Domäne, als ich an der Kasse bemerkte, dass offensichtlich alle Artikel der vor mir bedienten Kunden ohne irgendein Zutun rabattiert wurden. Das gefiel mir. Wenn schon billich, dann richtich. Auf die Höhe des gewährten Rabatts kommen wir später noch.
Was mir sofort pfiffig an der Aktion wirkte:
- Mancher Bürger hat noch Weihnachtsgeld oder Geldgeschenke, die dringend ausgegeben werden müssen.
- Zwischen Weihnachten und Silvester haben – öfter als sonst – Partner gemeinsam Zeit, etwas für die Einrichtung / Ausstattung der Wohnung zu tun.
- Alles, was vor der Inventur verkauft wird, muss nicht mehr gezählt werden.
Innerlich zog ich meine Pudelmütze vor der Idee. Trotz des Gefühls, etwas günstiger als üblich erworben zu haben, fand ich, das wird meine Stammleser nicht verwundern, wenigstens ein Haar in der Suppe.
Preisklarheit
Ich habe 2 Leute gefragt, welchen Rabatt sie erwarten, wenn ihnen die Mehrwertsteuer geschenkt würde. Was erwarten Sie? Was hat auch mein inneres Sparschwein ergiert? 19%, oder? Der gewährte Rabatt betrug aber laut Kassenbeleg 15,97%&. Häh, werden Sie denken. Warum das denn?
Exkurs Prozentrechnung Der Warenwert betrage 119 inklusive Steuern. Wie viele Euro „sparen“ Sie, wenn die Mehrwertsteuer Ihnen „geschenkt“ wird? 19. Aber wie viel Prozent sind das? 100*(1-(100/119)) = 15,96638… aufgerundet: 15,97%.
Ich habe das Gefühl, dass an dieser Stelle billigend in Kauf genommen wird, dass Kunden etwas anderes erhalten als sie erwarten. Ich empfinde die Formulierungen und das Spiel mit der großen 19% als tendenziell irreführend. Juristisch etwas vorsichtiger scheint der Anfangsverdacht dahingehend gegeben, dass es sich um subjektiv falsch interpretierbare Werbeaussagen handelt.
Steuerehrlichkeit
Wird der Eindruck erweckt, man zahle keine Mehrwertsteuer? Nicht explizit. Aber die Formulierungen spielen auch damit auf eine Weise, dass der eine oder die andere es so missverstehen könnte. Das widerspricht meinem Verständnis von Kaufmannsehre. Klagt da niemand von den Mitbewerbern gegen? Warum nicht?
Sprache im Marketing
Wie gesagt, habe ich mich als Verbraucher über eine überraschende Preissenkung an der Kasse gefreut und für andere Aspekte der Aktion weniger Verständnis. Was ich jedoch als Verantwortlicher für Marketing beim nächsten Mal anders machte: Die gewährten Preisnachlässe werden mit „Personal 15,97%“ im Kassenbeleg ausgewiesen. Das geht für mich über „nicht sooo elegant“ deutlich hinaus. Das Kassensystem sollte so schwer nicht einzustellen sein, um da wenigstens AKTION oder etwas noch schickeres stehen zu haben.