Kontroversenblogger – wider den Konsenszwang

Ach Amt für Statistik Berlin-Brandenburg

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Der Verfasser folgender Zeilen gehört zu den Opfern des Zufalls, als Befragungsgegenstand für den vermutlich teuren und aus seiner Sicht eher nicht so tollen Mikrozensus zu gehören.

Dass der Autor bei diesem wegen vorhandener Rechtsgrundlage verpflichtend zu beantwortenden Fragenbündels eher an Makrozirkus Mikrozensus denkt denn an belastbare Planungsdaten für eine erfreuliche Zukunft, basiert auf Erfahrung und Interpolation.

Trotz Wissens der üblicherweise 5-aktigen Form des klassischen Dramas werde ich den erhofften Abschluss meiner „Zusammenarbeit“ in eher ungebundener Form berichten.

Kein Interviewer trotz Avis

Nachdem ich auf einen avisieren beauftragten Befrager des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg einmal über 2 Stunden vergeblich gewartet habe, fühlte ich mich eingeladen, das seinem Auftraggeber mitzuteilen. Dort wählte ich am 31.7.2014 folgenden Text, um eine Mängelrüge des in meinen Augen flegelhaften Verhaltens vorzutragen:

Sehr geehrte Damen und Herren,

ihr Interviewer X erschien abweichend von seiner schriftlichen Ankündigung für den 30.7. zwischen 17 und 19 Uhr nicht bei mir. Ich habe mich in der gesamten Zeit in Sichtweite zur Haustür befunden, so dass Herr X mir nicht entgangen sein kann. Da ich meinen Tag so organisiert habe, dass ich zu dieser Zeit zur Verfügung stehe, fand ich das unschön. Oder wie es im Web so schön heißt: #dislike

Mit freundlichen Grüßen
Knut Pankrath

Keine Antwort trotz schriftlicher Frage

Zu gern hätte ich Ihnen die Antwort des Amtes hier vollständig oder in Kernaussagen präsentiert. Allein bis zum heutigen 22.9.2014 hat das Amt auf meine Nachricht nicht reagiert. Nächstes #dislike

Seltsames Anschreiben

Mit Datum vom 8.9.2014 geht mir stattdessen ein Schreiben zu, dass ich in einigen Details mit Verlaub überraschend fand.

  1. Anrede Herr/Frau Knut Pankrath. Kleiner Tip: Es ist doch meist ein Männername.
  2. „wunschgemäß übersenden wir Ihnen die Erhebungsunterlagen …“ Nein! Diesen Wunsch habe ich nie geäußert. Sollte der nie bei mir aufgekreuzte Interviewer das behaupten, würde ich das als Lüge und ihn als Lügner bezeichnen. Ich hoffe, er bekommt wenigstens keine Geld für seine nicht erbrachte Leistung hier.
  3. Unterschrift „S“. Ja, nee, is klar. Im Amt kann sich jeder hinter einem frei wählbaren Buchstaben verstecken und der Bürger kann sich nicht einmal auf eine konkrete Person beziehen. Ist das die neue Transparenz, von der in Sonntagsreden der Politik gelegentlich die Rede ist?
  4. Fristsetzung 2 Wochen. Dafür, dass behauptungswidrig der Befrager nicht hier vorgesprochen hat, finde ich ein ab in den Umschlag und Frist setzen schon ein wenig merkwürdig. Das in meinem Innersten dazu Steckende äußere ich besser nicht weböffentlich, da es justiziabel sein könnte.

Reise in die Betonwüste

Um die sichere Abgabe durch aufwändigen, persönlichen Einwurf im Briefkasten der fordernden Behörde mit ein wenig Zeitökonomie zu relativieren, habe ich das Buch der vielen Fragen namens Erhebungsunterlagen auf der Fahrt vom S-Bahnhof Beusselstraße bis zum S-Bahnhof Friedrichsfelde-Ost ausgefüllt. Ich war erst eine Station vor dem Eintreffen dort fertig und ich habe das eher flott gemacht.

Auf der Fahrt habe ich dann noch spontan die bekloppteste Frage gekürt. Das war die nach dem Baujahr des Hauses in dem ich wohne. Die Antwortoption „keine Ahnung“ gab es bei diesem im multiple-choice gehaltenen Antwortbereich nicht. So werden viele Menschen zur Antwort ja genötigt nach Phantasie antworten, was für theoretisch am besten belastbare Zahlen methodisch eher nicht so hilfreich ist. Außerdem wäre das vielleicht eher eine Frage für Hauseigentümer/Verwalter, die doch auch jederzeit im Mikrozensus durch Auslosung in den Genuss dieses tollen Verfahrens kommen können…

briefkasten

Rein mit dem Zeug. Und Tschüss.

Verwöhnt durch meinen Kuschel- und Flauschkiez Moabit habe ich bei der Hin- und Rückfahrt recht geballt Dinge wahrgenommen, die ich so nicht jeden Tag sehe. Auch diese Splitter runden meine Fahrt zu einem Erlebnis ab, von dem ich keine Wiederholung benötige:

    • Ostkreuz. Ich mag Herz und Schnauze, wie sie Generationen vor uns schon gepflegt haben. Auf die Frage, ob ich die Uhrzeit wisse, antworte ich auch schon mal mit „ja“. Das stromlinienförmige und vorauseilend verniedlichende Neusprech Berufsbetroffener kann ich gelinde gesagt nicht immer ertragen. Auf der Treppe nach oben angepöbelt zu werden, weil jemand nicht noch eben flott an mir vorbeiwutschen konnte, gehört nicht zu meinen Hobbies. Schon den noch zitierfähigen Teil „Kiek nach hinten, wenn de vorne schon ne Brille trägst. Nächstet mal renn ick dir um.“ vorgetragen in sehr aggressivem Ton fand ich mehr so bäh.
    • Alt-Friedrichsfelde. Wir sind immer noch sehr kurz nach der Wende. Offensichtlich steht jemand, den ich meiner Erfahrung nach losgelöst von seiner Staatsbürgerschaft in die Schublade Vietnamese stecken würde, mit einer Plastiktüte gut halbvoll mit Zigarettenschachteln auf dem Vorplatz und wartet auf Kundeschaft. Das scheint niemanden außer mich zu stören. Ich werde augenscheinlich beobachtet und habe das Gefühl, der denkbare (ha, ha) Schwarzhändler wirkt so, als würde er im Falls der Fälle zu flüchten versuchen.
    • Lichtenberg. Angeblich rechtes Lichtenberg. Eine Frau steigt ein. Sie spricht mich in mehrfacher Hinsicht nicht an, was hier irrelevant ist. Ein gewisser Blick von oben herab auf einige Fahrgäste finde ich wirklich unsympathisch. Das ergibt sofort ein rundes Bild, als ich die Thor Steinar Jacke sehe, die zusammen mit anderen Details der Kleidung in meinen Augen beinahe schon den Charakter einer stolz getragenen Uniform haben. Ich will sofort nach Hause in mein Moabit!

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