Talkshows im ÖRR haben für meinen Geschmack über Jahre Fehler kultiviert, die Teil eines politischen Problems für die FDGO darstellen. Ich liste mal unsortiert und ungewichtet auf, was mir dazu spontan einfällt:
- Gastauswahl
- Relevanz der Frage
- Themenformulierung
- Einordnungsdefizite
- Moderationsregeln
- unklare Aufgabe
Nach der Aufbereitung dieser Gedanken lade ich noch zu einem Experiment ein, das sich an Medienprofis wendet, zu denen ich mich mangels Ausbildung nicht zählen darf.
Gastauswahl
Relevante Kriterien für die Auswahl derer, denen Medien wissentlich Reichweite geben, sollte meiner Ansicht nach sein, was sie voraussichtlich konstruktiv im Sinne einer Suche nach Lösungen beizutragen haben. Damit wären Leute ohne Leistungsnachweis im Thema, Krawallisten jeglicher Couleur und Hinterbänkler ohne Rückhalt im eigenen Biotop schon mal raus. Stelle ich mir erfrischend vor.
Relevanz der Frage
Ich finde es seltsam, dass Agenturen, Trolle und Bots nur genug Lärm machen müssen, damit „ein Thema in der Luft liegt“ und aufgegriffen wird. Der Versuch ist statthaft, aber es ist unsouverän, wenn eine Redaktion nicht aus eigener Recherche Themen setzen kann. Und was wichtig und richtig ist, sollten ausgebildete Journalisten aus den ihnen zugänglichen Quellen eigentlich bewerkstelligen können.
Themenformulierung
Sollte der ÖRR mit Bildungsauftrag nicht in der Lage sein, Fragen zu formulieren, die auf die Lösung und in die Zukunft gerichtet sind? Stattdessen scheint Clickbaiting (oder heißt das im TV Watchbaiting?) zu herrschen, was sagen wir mal so nicht Aufgabe von gebührenfinanzierten Qualitätsmedien sein sollte sondern schrille Aufgabe des Boulevards bleiben darf.
Einordnungsdefizite
Eine Unsitte besonderer Art scheint mir, dass unsinnige Behauptungen von Diskutanten in den Raum gestellt werden, ohne dass diese entweder unterbunden oder sofort richtiggestelt werden. Nein, nicht alles darf meines Erachtens widerspruchslos gesagt werden.
Moderationsregeln
Wie kann es sein, dass ins-Wort-Fallen, solange-reden-bis-keine-Zeit-für-andere-bleibt und andere nicht zielführende Sprachkringel geduldet werden? Manchmal wünschte ich mir eine Art unsichtbare Hand, die in solchen Fällen das Mikrofon gezielt ausknipst. Moderationswurfgeschosse in soft, griffig sowie hart in klein, mittel und groß könnte man als postproduction Effekt auf Szenen schneiden…
Aufgabenstellung
Wer sich als Teil des Unterhaltungsprogramms versteht, sollte vielleicht zum Sport, in die Kultur oder zu einer Gameshow wechseln. Ich finde, dass Talkshows führende Menschen eher der wehrhaften Demokratie als dem Einlullen des Zuschauers verpflichtet sind.
Das Experiment
Stufe 1
Jemand möge bitte folgendes tun:
- eine Folge einer Talksow auswählen
- alle offensichtlichen Falschaussagen rausschneiden
- alle nicht auf die jeweils gestellte Frage antwortenden Wortbeiträge rausschneiden
- alle Aussagewiederholungen rausschneiden
Interessant fände ich, eine solche zusammengeschnittene Folge auf youtube zu stellen und zu sehen, wie das ankommt. Außerdem wäre natürlich schön zu wissen, wieviel von sagen wir 60 Minuten Talk übrig bleibt.
Stufe 2
Es wäre natürlich schön, wenn sich ggf. ergebende Erkenntnisse den Akteuren / Redaktionen untersuchter Talkshows zur Verfügung gestellt bekommen. Wenn die in den letzten Jahren gefühlt ihren Auftrag (mehr als nur Unterhaltung) vergessen haben, brauchen sie vielleicht Input von außen?
Nachklapp
Man verstehe meine Überlegungen gern als Anregung, das so oder so ähnlich aufzugreifen, den richtigen Menschen die richtigen Fragen zu stellen und an einer Reparatur oder der Erfindung eines neuen Typs von Talkshow mitzuwirken.